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H.o.m.e
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Antwort
EveryWoman
Email: IrisBleyer@t-online.de
Homepage: http://www.irisbleyer.de
Frage:
Was wäre am 11.9. Deine erste Amtshandlung als Bundeskanzler gewesen? Selbstverständlich hätte ich zunächst
den US-Bürgern mein Mitgefühl zum Ausdruck gebracht.
Direkt anschließend hätte ich versucht, mir eigene Informationen, über die Anschläge und ihre Organisation
(z.B. über bundesdeutsche Nachrichten- dienste) zu beschaffen, denn die Spuren und Indizien, die in den ersten
Tagen nach den Anschlägen, durch die zuständigen US-Behörden, veröffentlicht wurden, haben mich misstrauisch
gemacht.
Frage: Wie vertrauenswürdig ist Presse und Fernsehen? In den letzten Jahren hat die Medienlandschaft imho insgesamt
kontinuierlich an Glaubwürdigkeit verloren, denn dass eine Nachricht, vor ihrer Veröffentlichung, zuverlässig
und gewissenhaft geprüft wird, ist doch schon längst zweitrangig geworden. Was heute zählt ist, dass die
Nachricht möglichst "frisch" und möglichst aufsehenerregend ist. Nur das verkauft sich gut und lässt keine
Zeit für genaue Recherchen. Außerdem, wieviel Vertrauen kann ich denn zu Reportern haben, die ihre Kameras
z.B. auf sterbende Menschen richten, um dem Publikum das Grauen live zu präsentieren?
Nicht nur über den Wahrheitsgehalt ihrer Nachrichten machen sich viele moderne Medienmacher wenig Gedanken,
an die Wirkung und die Folgen ihrer Sensationsmeldungen scheinen sie überhaupt keinen Gedanken mehr zu
verschwenden. Mit dem Bildungsauftrag, den das öffentlich-rechtliche Fernsehen der BRD z.B. mal hatte, setzt
sich doch kaum einer mehr ernsthaft auseinander. Nachrichten werden heute zunehmend nach dem Motto "Nackt und
Zerhackt" vermarktet.
Frage: Welche Zweifel bestehen an der Schuld Osama bin Ladens? In meinen Augen (und ich glaube auch aus
juristischer Sicht) müsste die Frage anders lauten:
Welche eindeutigen Beweise wurden der Öffentlichkeit bisher für eine Beteiligung Osama bin Ladens an den
Terroranschlägen in den USA vorgelegt?
In einem regulären Ermittlungsverfahren muss doch der Ankläger Beweise für die Schuld des Angeklagten
erbringen, oder?
Frage: Wie würdest Du die Taliban bekämpfen? Gar nicht. Ich würde das Volk von Afghanistan unterstützen und ihnen
helfen, dem Talibanregime zu entkommen (wenn sie es wollen).
Außerdem würde ich mich der Taliban gegenüber so verhalten, wie ich mich jedem anderen gegenüber verhalte,
den ich nicht leiden kann - ich würde ihnen aus dem Weg gehen und sie ignorieren. Das heißt konkret: Ich würde
mit der Taliban keinerlei politische oder wirtschaftliche Beziehungen knüpfen.
Kein Regime kann auf Dauer ein Land regieren, wenn das Volk das nicht will. Beispiele gibt es dafür
inzwischen genug, z.B. Indien, Südafrika oder die ehemaligen Ostblock-Staaten. Also müssten wir nur das Volk
von Afghanistan auf unsere Seite bringen, indem wir sie von der Richtigkeit bzw. Gerechtigkeit unseres
demokratischen Systems überzeugen. Das gelingt aber bestimmt nicht, indem wir Krieg gegen sie führen.
Frage:
Rasterfahndung als Rassismus der politische Elite? Nö, so würde ich das nicht sagen, denn das ist wohl nicht
das Motiv der Politiker. Rasterfahndung ist imho nur ein uneffektiver, sehr teurer Ausdruck für die politische
Hilfslosigkeit gegenüber dem internationalem Terrorismus.
Aaaaber die öffentlichen Debatten über die Kriterien, nach denen jetzt "gerastert" gefahndet wird, schüren
die Vorurteile gegen bestimmte Bevölkerungsgruppen in der breiten Öffentlichkeit. Aus diesem Grund halte ich
sie für politisch unverantwortlich. Ich glaube nicht, dass sich unsere muslimischen Mitbürger sicherer fühlen,
seitdem es diese Raster gibt, durch die sie jetzt gesiebt werden.
Frage: Schily, Scharping, Schröder, wer hat warum das Bundesverdienstkreuz verdient? Keiner von ihnen hat das
Bundesverdienstkreuz verdient. Wofür? Das wäre eine Herabsetzung derjenigen, die vor ihnen auf diese Art
geehrt wurden.
Das Bundesverdienstkreuz hätte in meinen Augen nur jemand verdient, der sich in Wort und Tat, für den Erhalt
und die Verbreitung humanitärer und demokratischer Grundwerte, verdient gemacht hat - und zwar ohne
Gewaltanwendung!
Frage: Welche Ursachen hat der WTC-Anschlag? Wow, das ist eine sehr schwierige Frage, denn es gibt viele
verschiedene Ursachen, auf unterschiedlichen Ebenen.
Da wären zunächst die direkten Ursachen, die in der Vernachlässigung internationaler Zusammenarbeit, bei der
Bekämpfung terroristischer Vereinigungen, oder sogar vielfach in der Unterstützung derselben liegen. Dann gibt
es die indirekten Ursachen, die in der Aufteilung unseres Planeten in 1., 2. und 3. Welt liegen. Ungerechte
Aufteilung der globalen Ressourcen erzeugt Hass, und diesen Hass nutzen terroristische Vereinigungen für ihren
Rückhalt in der Bevölkerung.
Frage: Was macht Dir Sorge an der gegenwärtigen Entwicklung? 1. Ich befürchte, dass das Volk von Afghanistan diesen
Krieg gegen den Terror schon verliert, bevor er auf afghanischem Boden ausgetragen wird, denn die panische
Massenflucht, nach dem Bekanntwerden des erwarteten millitärischen Vergeltungs- schlages, trifft mit einer
furchtbaren Hungerkatastrophe, infolge der Dürre, den zeitweise unterbrochenen internationalen Hilfsmaßnahmen
und dem herannahenden Winter zusammen.
Dazu kommt, dass die Talibanregierung den flüchtenden Menschen in keinster Weise hilft, weil sie viel zu
beschäftigt ist, eine Verteidigung gegen einen US-Amerikanischen Millitärschlag vorzubereiten.
2. Die internationale "Hetzjagd" gegen bärtige Muslime schürt Vorurteile, fördert Rassismus und gefährdet das
Leben und die Sicherheit der muslimischen Bevölkerung in den westlichen Industriestaaten.
3. Die aktuellen Ereignisse könnten eine Alibifunktion für weitere Einschränkungen in der bundesdeutschen
Asyl- und Zuwanderungspolitik übernehmen.
4. Massive Einschränkungen der persönlichen Freiheit und des Datenschutzes werden widerspruchslos
durchgesetzt, die vor dem Anschlag so nicht akzeptiert worden wären.
Frage:
Hat der WTC-Anschlag Dein Leben verändert? Ja und Nein.
Meine Einstellung zu den kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Strukturen und ihren Fehlern, auf
nationaler und internationaler Ebene, hat sich nicht geändert. Allerdings hören mir jetzt einige Menschen in
meiner persönlichen Umgebung öfter zu und sind eher bereit über solche Themen zu diskutieren, statt wie früher
schnell mit den Worten abzuwinken "Interessiert mich nicht", "Geht mich nichts an" oder "Daran können wir
sowieso nichts ändern".
Frage: Deine wichtigste Erkenntnis? Ethische und rechtliche Überzeugungen sind immer nur so gut oder so schlecht
wie ihre Vertreter. Auch staatliche oder institutionelle Manifestation schützt sie nicht davor, nach Bedarf
"verbogen" zu werden.
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