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H.o.m.e
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Die Antworten
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Antwort
Liisa
Email: Liisa@litkara.de
Homepage: http://www.litkara.de
Frage:
Was wäre am 11.9. Deine erste Amtshandlung als Bundeskanzler gewesen?
Ich weiß zu wenig darüber, was für
Amtshandlungen dem Bundeskanzler zuzuordnen sind, aber vermutlich hätte ich veranlaßt, daß Sicherheitskräfte,
die neuralgische Punkte in Deutschland (amerikanische Einrichtungen, wichtige Regierungsgebäude, etc. )
schützen, informiert und in Alarmbereitschaft versetzt werden.
Frage:
Wie vertrauenswürdig ist Presse und Fernsehen?
Heutzutage fürchte ich, muß man sehr genau auswählen, wem
man was glaubt. Die Mediengesellschaft ist oft in einem erschreckenden Ausmaß Presse- und Fernsehgläubig und
längst hat sich auch die mediale Kriegsführung etabliert.
Frage:
Welche Zweifel bestehen an der Schuld Osama bin Ladens?
Als einer der geistigen Urheber des Attentats ist
er mit Sicherheit als ein (der) Schuldige(r) zu nennen, inwiefern er direkt an den Vorbereitungen des
Attentats beteiligt war, ist für unsereins nicht zu beurteilen.
Mich stört, daß jetzt offenbar "bin Laden war's" den früher geläufigen Spruch "Der Russe kommt" o.ä. ablöst.
Egal wo zur Zeit etwas passiert, sofort wird ein neuer Anschlag gemutmaßt und selbstverständlich kann nur
einer dahinter stecken: bin Laden.
Frage:
Wie würdest Du die Taliban bekämpfen?
- Versuchen, das einfache Volk zu stärken (wie das aussehen könnte,
müßt sehr gut überlegt werden), damit es von sich aus überhaupt wieder die Kraft findet, sich selbst auch von
innen heraus gegen die Taliban zu wehren.
- Aussagen, die die Taliban über den Westen machen, durch eigene Aktionen deutlich ad absurdum zu führen. Die
Afghanen sind ja nicht blöd, und wenn sie sehen, wie der Westen sich ihnen gegenüber verhält, ist das glatte
Gegenteil von dem, was die Taliban behaupten, wäre damit schon viel gewonnen, nur das würde eine grundlegende
Veränderung in der westlichen Politik gegenüber der arabischen Welt oder überhaupt Ländern der sog.
Zweidrittel-Welt bedeuten und dazu ist man, fürchte ich, nicht wirklich bereit, weil es bedeuten würde, Länder
aus der finanziellen und wirtschaftlichen Abhängigkeit vom Westen zu entlassen.
Insgesamt finde ich es sehr schwer zu entscheiden, wie die Taliban bekämpft werden können. Denn diese werden
ja auch aus Gruppierungen in anderen Ländern "gespeist".
Frage:
Rasterfahndung als Rassismus der politische Elite?
Der Entschluß zur Rasterfahndung ist aus meiner Sicht
ein hilfloser Versuch überhaupt irgendwas "zu machen" und "Stärke des Staates" zu demonstrieren. Das geht
selten gut aus.
Frage:
Schily, Scharping, Schröder, wer hat warum das Bundesverdienstkreuz verdient?
Das Bundesverdienstkreuz haben
meiner Meinung nach diejenigen verdient, die in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten, als sich kaum jemand
für Afghanistan bzw. seine Menschen und ihr Leid interessiert hat, nach Afghanistan gegangen sind und dort
allein und unbeachtet versucht haben, wenigstens einigen Menschen das Leben zu erleichtern.
Frage:
Welche Ursachen hat der WTC-Anschlag?
Das kann man unmöglich in einer solchen Umfrage wirklich umfassend und
befriedigend beantworten. Daher hier nur einige Aspekte der Ursachen:
Armut, und Unzufriedenheit über Ungerechtigkeit unter Volksmassen, die dann ein Ohr finden bei Radikalen,
die ihnen nicht nur Brot und Bildung (wenn auch sehr einseitige!) bieten, sondern eben auch eine Art
"Perspektive" à la: "Wenn Ihr dies und das tut, dann wird sich Euer Los und Schicksal ändern und Ihr werdet in
der Welt von morgen das Sagen und Bestimmen haben".
Daß das möglich ist, ist auch unsere Schuld, denn die besagten Länder bzw. "das Volk" in vielen dieser Länder
hat schon lange das Gefühl nicht angehört und ernstgenommen zu werden. Zum Teil werden sie von ihren eigenen
Regierungen verraten und im Stich gelassen. Der herrschenden Klasse geht es (nicht selten vom Westen
"gesponsert") sehr gut, während das Volk "darbt". Ungerecht erworbener Profit hat dann eben irgendwann noch
einen anderen bitteren Preis.
Ein weiterer Aspekt der Ursachen ist, daß der Mensch an sich dazu neigt "Führern" ob nun politisch, geistlich
oder sonstwas anzuhängen, nachzulaufen und das eigene Denken einzustellen. Der Mensch an sich ist zu allem
fähig - im Guten, wie im Bösen.
Frage:
Was macht Dir Sorge an der gegenwärtigen Entwicklung?
Am meisten Sorge macht mir, daß man die Reaktion in
den arabischen Ländern - im Falle des militärischen Schlags der USA - überhaupt nicht einschätzen kann. Viele
dieser Länder stehen schon lange selber innenpolitisch mit radikalen Fundamentalisten in Auseinandersetzungen
bzw. Konkurrenz. Die Fundamentalisten könnten die breiten Volksmassen in einigen der Länder mobilisieren -
wenn sie mit der Politik ihrer Regierungen in Bezug auf den Konflikt - nicht einverstanden sind und es könnte
in einigen Ländern zu Regierungsumstürzen kommen. Dann gerät das ganze Gefüge im Nahen Osten und anderen
arabischen Ländern ins Rutschen. Die Folgen sind überhaupt nicht absehbar.
Sorge macht mir auch, daß (soweit das bisher zu beobachten war) im Endeffekt nicht wirklich an den Ursachen
der Probleme gearbeitet wird, sondern es letztlich doch bei Symptom-Bekämpfung bleibt.
Daß es dem Westen vermutlich auch diesmal wieder darum gehen wird "in erster Linie" die eigenen Schäfchen,
wie immer die auch genannt werden, ins Trockne zu bringen und nicht endlich mal "in erster Linie" wirklich um
das Wohl der einfachen Menschen in diversen Ländern besorgt zu sein. Ich bin überzeugt, würde man das zweite
tun, würden sich in der Folge ebenfalls und vielleicht neue und sogar "sichere" Möglichkeiten auftun, daß auch
der Westen von der veränderten Lagen "profitieren" könnte - wenn man denn unbedingt immer von allem selber
profitieren müssen, meint.
Und Sorge macht mir, was nun unter dem Deckmantel "Kampf dem Terror" abläuft, was damit rein gar nichts zu
tun hat (z.B. in Tschetchenien). Jetzt muß man nur etwas als Terror bezeichnen oder jemanden als Terroristen
und es scheint, damit hat man dann den Freibrief, drauflos zu schlagen.
Und schließlich macht mir auch noch Sorge, daß diejenigen, die sich engagiert haben, um die wirklich
grundlegenden Probleme anzugehen, zu mildern bzw. zu lösen, die sich für ein vernünftiges Miteinander
eingesetzt haben, nun resignieren, weil es wegen der jüngsten Ereignisse so scheint, als ob ihr ganzer Einsatz
umsonst war. Ich hoffe, daß diese Art der Resignation nicht um sich greift.
Frage:
Hat der WTC-Anschlag Dein Leben verändert?
Nein, nicht wirklich. Durch eigene Erfahrungen und Beobachtungen
in Ländern der Zweidrittel-Welt war ich mir der Probleme schon lange bewußt und habe auch versucht, im Rahmen
meiner Möglichkeiten zu helfen und darauf aufmerksam zu machen.
Ich bin auch nicht dem Irrglauben von der "Sicherheit" in der wir angeblich leben anheim gefallen. Von daher
hat mich dieser Anschlag auch nicht unsanft aus dieser Illusion geholt, sondern nur bestätigt, was mir schon
längst bewußt war.
Verändert hat sich mein Leben nicht wirklich, höchstens hat mich das Geschehen noch mehr darin bestärkt, daß
einem die Situation der Menschen und Länder in der Zweidrittel-Welt alles andere als egal sein darf, nur weil
man zufällig im ersten Drittel wohnt.
Frage:
Deine wichtigste Erkenntnis? Viele - nicht nur Politiker oder Journalisten - unterschätzen die Komplexität
des Problems und man kann nicht hoffen mit ein wenig mehr Informationen über bestimmte Länder oder die
Situation dort - Jahrzehnte des Nichtinteresses aufzuholen, um dann wirklich effektiv und grundlegend eine
Verbesserung für alle Beteiligten herbeiführen zu können. Jahre und Jahrzehnte einer falschen Politik können
nicht im Hauruckverfahren rückgängig gemacht werden, bzw. in neue Bahnen gelenkt werden. Das zu tun kostet
viel Einsatz, Kraft und Zeit und ich frage mich, wer dazu wirklich bereit ist. Ich fürchte nur wenige und das
wiederum bedeutet, es wird mehr oder weniger so weitergehen wie bisher und es wird auch in der Zukunft zu
Konflikten, Kriegen und ähnlichen Anschlägen kommen. Trotzdem sollten diejenigen, die sich für einen solchen
Wandel einsetzen, nicht aufgeben, sondern sich weiter engagieren und wer noch ein Rest an normalem simplen
Menschenverstand hat, !
sollte solche Initativen (wenn sie sinnvoll und gut durchdacht sind) auch unterstützen.
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