KriT:
Wie bringst Du Deine Dienstleistungen auf den Punkt und wie fing alles an?
Robin:
Wenn es ganz kurz und nüchtern sein soll:
1.) Webhosting
2.) Serverhousing
3.) Domainregistrierung
4.) Programmierung (Perl, JAVA, JavaScript)
5.) Web-Design
Die Reihenfolge entspricht auch der Gewichtung im Gesamtumsatz (letzter Punkt geht gegen Null :-)).
Etwas ausführlicher und philosophischer:
Internet-Dienstleistungen mit dem Anspruch höchstmöglicher Qualität. Die Betonung liegt hier
auf »Dienstleistung«. Das bedeutet, auf den Kunden eingehen, seine Wünsche und Probleme
anhören bzw. lesen (E-Mail-Kommunikation hat bei uns einen sehr hohen Stellenwert) und
möglichst in seinem Sinne darauf reagieren. Die oben angeführten Geschäftsfelder werden von
Mitbewerbern oft als reines zur Verfügung stellen der Technik verstanden.
Kurz am Beispiel der Domainregistrierung erläutert:
Natürlich kann man Domains über einen Robot registrieren, ohne dazu einen Menschen
bemühen zu müssen. Aber vielleicht will der Kunde unsere Meinung zu rechtlichen Aspekten hören, ob es
sinnvoll ist, vorher eine Markenrecherche zu machen, den Namen mit oder ohne Bindestriche zu
schreiben und welche Top-Level-Domains am besten passen bzw. in welchem Land welche
Registrierungsbedingungen herrschen.
Man könnte das Thema beim Webhosting und Serverhousing beliebig vertiefen...
Die wichtigsten Tugenden in der Geschäftswelt sind für mich Ehrlichkeit, Fairness und Zuverlässigkeit.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich deren konsequente Anwendung auch im Geschäfstleben
langfristig auszahlt.
Nun, wie fing alles an?
Anfang der 90er hat mich die DFÜ in Form von Mailboxen und Foren sehr faziniert. Obwohl
ich Nachrichtentechnik studiert hatte und mich in der Arbeitnehmerwelt als Hard-/Software-Entwickler
sehr wohl fühlte, widmete ich doch einen Großteil meiner Freizeit privaten Projekten, wie der Entwicklung
einer Fax-Software mit Bilderkennung. Ich erfreute mich an dem Gedankenaustausch
in der nichtkommerziellen Mailbox "MAUS", die heute vermutlich kaum noch jemand kennt.
Im Vergleich zu heutigen Newsgroups war die Informationsflut in der MAUS geringer, dafür die Qualität
der Information höher.
1995 fing das Internet an, mich enorm zu faszinieren. Nein, nicht aus der Uni-Szene sondern rein privat
und über die "MAUS" tauchte ich in die Internet-Welt ein. Auf der Suche nach Webhosting-Angeboten
stieß ich auf einen enormen Preisunterschied zwischen deutschen und US-Anbietern.
Das veranlasste mich Anfang 1996 den Versuch zu starten, Webspace in USA zu mieten und deutschen
Firmen anzubieten. Der erste Schritt in die Selbständigkeit war getan. Ohne Werbung, von unserer
unprofessionellen ersten Homepage und Mund-zu-Mund-Propaganda abgesehen, entwickelte sich die
Sache sehr gut. Etwa zu gleicher Zeit haben Schlund & Partner und WWW-Service in Regensburg angefangen.
Ich vermute Anfang 1996 hatte ich für ein paar Wochen mehr Kunden als diese beiden Firmen, bis sie
ihren Marketing-Feldzug starteten.
Doch IS-Fun ging einen anderen Weg. Ich wollte das Massengeschäft damals und heute nicht.
Erst Ende 1997, als die Webspace-Preise in Deutschland enorm in den Keller gingen und Web-Space aus USA
zum Hosting zweiter Klasse wurde, haben wir unseren eigenen UNIX-Server in Oldenburg in Betrieb
genommen (heute sind es übrigens insgesamt 12 Server in Frankfurt). Diesen Schritt machte ich in Form einer
Kooperatin zusammen mit einem meiner ersten Kunden, Stephan Dibowski. Er übernahm anfangs komplett den
technischen Teil, wie Programmierung und Serveradministration.
Zu erwähnen wäre noch der Einstieg der Strato AG in die Branche. Zunächst verließen uns einige Kunden,
die nur wegen des geringeren Preises bei uns waren. Nun waren wir ja nicht mehr bei den preisgünstigsten Anbietern.
Die kleine Kündigungswelle hielt nicht lange an und es kamen auch viele Kunden wieder zurück, die von Strato und
anderen Billiganbietern enttäuscht wurden.
KriT:
Du bietest Hosting auf ausgereifter Servertechnik mit schneller
Internetanbindung und zugleich unvergleichlich schnellen und geduldigen Support. Als Dein
langjähriger Kunde habe ich mich öfter gefragt, wie Du dieses unschlagbare Preis-Leistungsverhaeltnis
aufrechterhalten kannst und was Dich antreibt?
Robin:
Danke, solche Komplimente freuen uns und gehören zu den vielen Motivationquellen, die uns antreiben :-)
Den Support und auch die Technik am Laufen zu halten erfordert schon sehr viel Engagement
und manchmal auch das Zurückstellen persönlicher Interessen. Wenn es ein Serverproblem gibt, dann muss
wirklich alles andere in den Hintergrund treten, Tageszeit oder Wochentag spielen dabei keine Rolle.
Die Zufriedenheit der Kunden erfüllt uns immer wieder mit Genugtuung und motiviert uns. Es ist auch eine
Sache der Organisation, die Aufgaben, die an uns gestellt sind, möglichst effektiv zu lösen.
Eine unserer Grundregeln beim E-Mail-Support ist die möglichst schnelle Reaktion. Und damit meine ich
nicht den Autoresponder, der dem Kunden mitteilt, dass sich jemand um das Problem kümmert, sondern
die sofortige Problemlösung. Nur so werden die Kunden auch animiert, den E-Mail-Support dem Telefon-
support vorzuziehen. Denn letzterer ist für uns natürlich aufwendiger, wird deswegen aber nicht vernachlässigt.
Es bringt dem Kunden bei einem Anruf wenig, wenn er in einem Call-Center landet, x mal verbunden wird und
dann doch niemanden ans Telefon bekommt, der kompetent ist.
KriT:
Welche persönlichen Eigenschaften und fachlichen Qualifikationen sollte man mitbringen, wenn man
als Serviceprovider im heißumkämpften Markt bestehen will, ohne Kunden (ent-)täuschen zu wollen?
Robin:
Erfahrung im Umgang mit Kunden, Zuverlässigkeit, Geduld, Motivation, Ehrlichkeit, Erfahrung mit Serveradministration und Webhosting allgemein, technisches Verständnis und Grundlagen der Elektronik, DFÜ und Informatik.
Um es aus der Arbeitgebersicht zu sagen, so ist es schwierig, jemanden zu finden, der die technische
Qualifikation und Zuverlässigkeit mitbringt, um ihm Root-Rechte auf den Servern geben zu können. Noch
schwieriger ist es jemanden zu finden, der diese Eigenschaften hat und gleichzeitig auch noch den Kundenumgang
beherrscht bzw. den Support überhaupt machen will.
KriT:
Hat Dich Dein Beruf verändert? Wie sieht Dein Alltag aus?
Robin:
Obwohl ich sagen muss, dass mir die Entwicklertätigkeit und die leitende Position in der Elektronikbranche
sehr viel Spass gemacht hat, gibt mir die selbständige Tätigkeit doch viel mehr Zufriedenheit. Endlich kann ich
selbst gestalten und nur nach eigenem Gewissen handeln, statt als Angestellter die oft nicht nachvollziehbaren
Strategien der Geschäftsleitung dem Kunden gegenüber vertreten zu müssen.
Trotz der sehr viel längeren Arbeitszeit ist es weniger belastend als früher. Wie wohl die meisten
Selbständigen hat man mit 60 bis 80 Wochenstunden zu tun. Auch in der Freizeit ist man ständig in Bereitschaft
und ohne Handy das Haus zu verlassen, ist selten möglich. Das klingt jetzt wenig entspannend, man gewöhnt
sich aber daran. Wer in Pflegeberufen arbeitet, weiß wovon ich rede, schließlich verhalten sich Server oft ähnlich wie
Patienten :-)
Der Alltag ist leider durch sehr viele administrative Aufgaben geprägt. Es bleibt aber auch noch Zeit, um das
Projekt "IS-FUN" voran zu bringen.
KriT:
Wenn Du Deine Webjahre nachdenkst, was war erfreulich, was enttäuschend?
Robin:
Erfreulich war die unter dem Strich positive Entwicklung des Internet, das für mich seine Faszination nicht verloren hat.
Ebenso die Erfahrung, dass man mit »altmodischen« Werten, wie Ehrlichkeit und Fairness doch ein Unternehmen erfolgreich
leiten kann. Und dass es auch ohne den »Wachstumszwang« geht, der sonst fast überall in der Wirtschaft herrscht.
Ich bin auch froh, dass der Höhenflug des Neuen Marktes vorbei ist. Man hatte ja schon den Eindruck, dass nur
Größenwahn und verrückte Ideen ohne realen Umsatz und Gewinn überlebensfähig seien :-)
Enttäuschend sind und waren für mich immer wieder die »Spielchen« der Juristen, die wohl auch ihre Berechtigung im
Internet suchten. Auch IS-Fun hat eine Webspace-Abmahnung vom beliebtesten Anwalt Deutschlands bekommen.
Das waren auch nicht die einzigen Verluste wegen völlig unnötigen Abmahnungen und juristischen Drohungen.
Warum muss eine große deutsche Bank einen kleinen Provider, wie uns gleich abmahnen, weil sie meint, die Domain
seines Kunden gehöre ihr? Das sind Dinge, die mich immer wieder wütend machen.
KriT:
Was strebst Du für die Zukunft an?
Robin:
Kein zweistelliges Wachstum und nicht der Drang, Millionär zu werden, auch keinen Börsengang :-)
Wir möchten auch weiterhin mehr Features bieten als die anderen, z.B. ColdFusion-Hosting, ASP-Emulation
unter LINUX und JAVA-Unterstützung. Außerdem soll die Palette der kostenlos nutzbaren Programme für
unsere Kunden kontinuierlich erweitert werden, im Rahmen der Weiterentwicklung unseres
WWW-Centers.
Wir möchten unseren Kundenstamm auch weiter außerhalb des deutschsprachigen Raums ausdehnen und
in absehbarer Zeit eine englische Version unserer Homepage anbieten.
KriT:
Wie können wir uns Dich privat vorstellen?
Robin:
So, wie auf dem Foto oben (wenn ich mal eine gute Digitalkamera habe, sieht das auch besser aus :-)).
Ich habe fast die magische Grenze des 40. Lebensjahres erreicht, bin verheiratet und habe 2 Kinder.
Meine Hobbies sind die Familie, Radfahren und Schwimmen.
KriT:
Zuguterletzt die obligatorische Frage nach den Webfavoriten. Welche Sites stehen warum
ganz oben in Deiner Liste.
Robin:
Da ich privat eher selten Gebrauch vom Internet mache, gehen meine Tipps hauptsächlich in den beruflichen Bereich:
1.) Internet-Nachrichten gut aufbereitet, kurz und bündig: www.intern.de
2.) Der beste Metacrawler im Internet: www.nettz.de
3.) Suchmaschine, für Server-Admins unverzichtbar: www.google.com und www.google.com/linux
4.) Gut aufbereitete Internet- und Domain-Nachrichten: www.nic.at
5.) Das beste Tool zur Domainrecherche: www.internationaledomains.net
(Sorry, ist zwar eine Eigenproduktion, aber trotzdem gut und von mir selbst ständig genutzt).
KriT:
Vielen Dank für die offenen Antworten. :-)
www.is-fun.de