»K10k« ist ein freies Projekt zweier Dänen in London. Über ihre gestalterischen und inhaltlichen Ambitionen und einen Servercrash durch zu viel Traffic erzählt mschmidt.

KriT: Was sind die Absichten von K10k und wie fing alles an?

K10k: Die ersten Emails, die ich von K10k habe, datieren sich auf irgendwann um August 98 - ich glaube, token und ich haben uns schon eher über das Projekt unterhalten, aber erst zu dieser Zeit fingen wir an, ernsthaft an dem Projekt zu arbeiten, die Idee auszubauen, die ersten Entwürfe wurde gemacht, etc.

Unser Hauptgrund K10k zu machen war, dass es noch keine Seiten wie diese gab - da waren Projekte wie DigitalThread, welche monatlich über neue Sites berichteten, und SHIFT, der "Godfather" des Webdesign, aber sie hatten nicht wirklich den frischen Communitygeschmack, nach dem wir suchten. Wir haben also viel Zeit damit verbracht, eine Site zu finden, die komplett auf Design aufbaute, mit regelmäßigen Updates der News, basierend auf einer regelmäßigen, experimentellen Ausgabe - aber wir konnten keins finden und dachten, hey, dann machen wir eins. Was wir auch taten - und K10k wurde Anfang 99 gestartet.

Ein Grundsatz und Ziel von K10k ist und war es schon immer, dass es eine Site ist, die wir selbst gern besuchen - sie erfüllt *unsere* Ansprüche an Design News, Design Inspiration, Design Goodies. Und in dem Moment, in dem das nicht mehr so ist, werden wir die Site vom Netz nehmen. Wir sind sehr glücklich, dass viele andere Leute diese Site auch mögen und sie täglich besuchen, aber ... das Wichtigste ist, dass wir selbst sie lieben.

KriT: Vor einiger Zeit hattet Ihr einen Servercrash bei Eurer Hostingcompany und die Besucher konnten plötzlich nicht mehr Eure Site erreichen. Was ist passiert ...

K10k: Himmel, das war eine völlig beschissene Situation. Es stellte sich heraus, dass unsere bisherige Hostingcompany den Traffic von K10k.net eingrenzte, ohne uns darüber zu informieren (sie erlaubten nur 20% unseres Traffics zu jeder gegebenen Zeit, und so wurde die Site natürlich langsamer). Als wir dann mit dem Relaunch der Site zu unserer neuen Hostingcompany wechselten, stieg der Traffic in's Unermessliche, weil die Firma ihn weder beobachtete noch begrenzte. Dies brachte einen hohe Anzahl Ihrer Server zu Fall, und so war nicht nur K10k.net aus dem Rennen geschmissen, sondern auch einige ihrer anderen Kunden mussten 2 Tage offline bleiben. : /

"Uns wurde erklärt, wir bräuchten eine dezidierte Serverlösung, um die Zugriffe zu bewältigen - und bis wir eine hätten, wäre die Site offline."

Völlig unkommerziell konnten wir nicht die Summe aufbringen, welche ein System wie dieses erfordert - und für eine Weile haben wir tatsächlich gedacht, die einzige Möglichkeit wäre, die Site zu schließen und es dabei zu belassen. Zum Glück meldeten sich die guten Leute vom MediaTemple auf unsere Anzeige, die wir auf K10k schalteten, um einen Sponsor für unsere Hostingbedürfnisse zu finden. Sie halfen uns unverzüglich, die Site wieder online zu schieben. Hier ein Dank, K10k ist nun schneller und besser als jemals zuvor.

KriT: Wie wird man so bekannt? *neid* *gg*

K10k: Glück hat bei unserem Erfolg eine große Rolle gespielt - wir waren zur richtigen Zeit mit dem richtigen Projekt und dem richtigen Content da. Aber andererseits finden wir schon, dass wir uns ein wenig von den Seiten abheben, mit denen wir verglichen werden.

Das Konzept hinter K10k ist ziemlich einfach, weil das ganze Drumherum auf den wöchentlichen Ausgaben (*Anm.: engl. = issues, jede Woche leisten Künstler / Designer einen Beitrag zur K10k-Site) aufbaut. K10k ist im Grunde eine grafische Muschel - eine hübsche Verpackung für diese Ausgaben. Die Idee ist stimmig - und sehr leicht zu durchschauen. Wenn User die K10k-Site besuchen, wissen sie, was sie dort bekommen - den neuen Beitrag. Die Tatsache, dass es täglich News, die [on]display Exhibition (*Anm.: eine riesige Auswahl von Desktop-Hintergründen, entworfen von Designern), spezielle Features etc. auf der Site gibt, ist noch ein weiterer Pluspunkt und die Sahnehaube, die wir der Sache aufsetzen. Das war die ganze Zeit unsere Vorstellung und soll auch in Zukunft so bleiben.

Es hat der Site auch sehr geholfen, dass so viele hochtalentierte Leute Ausgaben für uns gemacht haben - welches die günstigste Anzeigenform ist, die man im Netz finden kann. Ich erinnere mich daran, dass kurz nachdem Joshua von Praystation seinen Beitrag veröffentlichte, es auf beiden Sites massiven Traffic gab - und so wollten immer mehr Leute Ausgaben gestalten. Es ist ein Teufelskreis - man braucht bekannte Namen, um die Leute zu locken, aber meist sind diese zu beschäftigt, um Inhalte für die kleinen Sites zu machen.

KriT: Wird K10k sich in Zukunft verändern, wie wollt Ihr weitermachen?

K10k: Wenn die K10k-Site anfängt uns zu langweilen, hören wir damit auf. Wenn toke und ich nicht mehr täglich Lust auf die Site haben, würden wir eher den Stecker ziehen, als die Site verfallen zu lassen. Im Moment machen wir Tag für Tag einfach weiter und sind uns dabei sicher, dass K10k das ist, was wir wirklich tun möchten. Also gibt es keinen Grund, etwas anders zu machen, stimmt's?

Wir arbeiten an einigen neuen wichtigen Projekten - leider nichts, wovon wir erzählen können, weil sie alle superstreng geheim sind, aber wir hoffen, dass wir im großen Jahr 2001 ein paar neue Sites vorstellen können. Wir lieben K10k - aber wir haben noch viele andere Ideen, und nicht alle können in K10k integriert werden.

KriT: Ihr habt auch einen Newsletter - mit wievielen Abonnenten, was schreibt Ihr?

K10k: Ich glaube, wir haben 25.000 Teilnehmer, aber ich weiss es nicht genau. Es ist ein wöchentlicher Newsletter, der die Leute darüber informiert, was bei K10k gerade passiert, das neueste Issue und unseren ausgewählten "Link der Woche" vorstellt und in dem wir ansonsten den gleichen verrückten Quatsch bringen, wie auf der Site. Es ist kein wirklich ernster Newsletter - manchmal schreiben wir kleine Geschichten, manchmal singen wir traurige Lieder über eine lange verlorenen Liebe, mal sind wir bissig und jammern und stöhnen - wir schreiben dort eigentlich über alles :)

KriT: Im Newsletter wie auf Eurer Website schreibt Ihr witzige, sarkastische und freche Texte. Was macht im Internet einen guten Text aus? Gibt es bestimmte Kriterien, die Eurer Meinung nach erfüllt werden sollten?

K10k: Wenn ein Text persönlich ist, von jemandem, der sich intensiv mit dem Thema auseinandersetzt, ist es in meinen Augen automatisch ein guter Text. Nimm' z. B. Jeffrey Zeldman - zeldman.com - was er auf seinen Seiten schreibt ist immer brilliant, immer interessant, und das, weil seine Themen immer meistens sehr persönlich und intim sind. Was die Texte betrifft, über die wir auf K10k schreiben, zeigen sie, dass token und ich nicht gerade ernsthafter Natur sind - wir mögen Spaß, wir mögen Sex (wir sind immer noch Dänen), und wir nehmen uns selbst nicht zu ernst.

Ich kann es nicht ausstehen, wenn Leute Ihre Schreibe benutzen, um Ihr Ego aufzublasen - ein guter Text sollte immer den Inhalt in den Vordergrund stellen, und nicht, für wie begabt sich der Schreiber hält.

KriT: Nochmal zu Euch: Wie würdet Ihr Euch in ein paar Sätzen beschreiben? Eure Interessen, Jobs, Wünsche und Träume, Alltag ...

K10k: Ich verbringe meine Tage vor dem Computerbildschirm - im Büro wie auch zu Hause. Das hört sich ein wenig traurig an, aber so ist es, wenn Du einen Fulltime-Job in der Webindustrie hast und eine Site wie K10k. Zum Glück ist meine Freundin, auch eine Designerin, sehr verständnisvoll. Ich träume, wie die meisten von uns davon, das tun zu können, was ich am Leben liebe: zu spielen, nicht an Kunden gefesselt zu sein oder daran, was andere Leute sagen / wollen / denken - das wird sich mit K10k wahrscheinlich nicht erfüllen, weil es unkommerziell bleibt, aber vielleicht wird mit einem unserer anderen Projekte dieser Traum irgendwann wahr ...

KriT: Wo und in welcher Position arbeitet Ihr?

K10k: Ich bin Creative Director bei Adcore in London - einer riiieeesigen multinationalen E-Business-Beratung. Token hat eine ähnliche Position in der Londoner Niederlassung von OVEN Digital - sie sind ein wenig kleiner, aber mehr kreativ-orientiert.

KriT: Habt Ihr zum Schluss noch ein paar Surftips für unsere Leser, welche Ihr für Texter oder Webdesigner für Pflicht haltet?

K10k: Für Schreiber empfehle ich zeldman.com, fray.org und jezebel.com - die Menschen hinter diesen Sites sind brilliante Geschichtenerzähler und Pioniere in Ihrer Art des persönlichen Publizierens.

Für Designer gibt es praystation.com, industries.de, netbabyworld.com, ndroid.com - und hundert andere Sites, die täglich allen offenstehen, ich greife immer noch auf diese "alten" Favoriten zurück, weil sie so verdammt gut gemacht sind.

KriT: Vielen Dank für Deine Zeit und dieses interessante Interview. Schöne Weihnachten :)

K10k.net