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Netzkarriere

Björn Schotte ist PHP-Spezialist und ein gefragter Mann. Was er so denkt über das Internet und was er erlebt als erfolgreicher Webworker, reisst er im Interview an.


 

KriT: Deine Dienste sind sehr gefragt. Wie fing das bei Dir an mit dem Internet? Kann man von einer Netzkarriere sprechen?

Björn: In gewissem Sinne ja. Ende 1994 fing ich an, mich in einer Mailbox (der damaligen INCUBUS) zu bewegen; 1995 entdeckte ich dann das Usenet, in dem ich mehrere Jahre sehr intensiv verbrachte. Ende 1995/Anfang 1996 war ich dann so richtig »Ich bin drin im Internet«, damals noch mit dem guten alten Amiga. Erst Ende 1998 entdeckte ich die Vorzüge von PHP, und Mitte 1999 fing dann die sogenannte »Netzkarriere« mit dem Aufbau des PHP-Centers und eines großen kommerziellen Projektes an. Allerdings entwickle ich schon seit 11 Jahren Software.


KriT: Du hast Dich spezialisiert auf PHP. Stell Dir vor, Du müsstest einem Laien (der vielleicht auch Kunde werden will) erklären, was PHP ist, was man damit machen kann und welche Stärken und Schwächen es hat?

Björn: PHP ist eine serverseitig interpretierte Scriptsprache. Serverseitig interpretiert bedeutet hierbei, dass der Code nicht wie z.B. bei JavaScript auf dem Browser ausgeführt wird, sondern auf dem Webserver direkt. Ein weiterer Vorteil von PHP ist es, dass man seinen PHP-Code inmitten des HTML-Codes schreiben kann. Seine eigentlichen Stärken hat PHP in der Formularverarbeitung und der Unterstützung von sehr sehr vielen Datenbanken. Dadurch, dass PHP im Gegensatz zu ASP nicht proprietär von einer Firma entwickelt wird, sondern von einer ganzen Entwicklergemeinde, sind erstens Fehler schneller zu beheben und zweitens ist der Funktionsumfang (mehr als 1500 Funktionen zu unterschiedlichsten Bereichen) erheblich größer. Außerdem ist PHP auf C-Ebene sehr leicht erweiterbar, und mit dem neuen PHP4.0 kann man auch Java-Code schreiben.


KriT: Welche Deiner freien Projekte haben Dir bisher die meisten Erfahrungen und Kontakte gebracht. Was sind das für Projekte und wie sind sie entstanden?

Björn: Ganz klar das PHP-Center. Ich stieß Ende 1998 auf die deutschsprachige PHP-Mailingliste nur durch Zufall. Damals waren das noch so 150-200 Teilnehmer. Gegen April 1999 ergriff dann der Listmaster, Ralf Geschke, die Initiative und suchte Helfer für eine Art Portal Site, die sich mit dem Thema PHP beschäftigt. Gesagt, getan und wir bauten die Site auf, und der Hype um PHP im deutschsprachigen Raum nahm seinen Lauf. Heute sind wir die größte, umfassendste und bekannteste Site zum Thema PHP im deutschsprachigen Raum, und die Mailingliste umfasst mittlerweile mehr als 1300 Teilnehmer. Momentan führen wir einen umfassenden Relaunch durch (wie immer bei Freizeit-Projekten zieht sich sowas in die Länge) und planen für den Oktober den ersten deutschsprachigen PHP Kongress.


KriT: Wie bringst Du Deine Erfahrungen mit Kunden auf den Punkt?

Björn: Hauptsächlich arbeite ich ja auf virtueller Basis. Das bedeutet, dass man sich zwar durch ein bis zwei persönliche Gespräche etwas kennt (was ich nach wie vor als sehr wichtig erachte!), die einzelnen Arbeiten jedoch zu Hause ausgeführt werden. Da ich über eine Standleitung verfüge, läßt sich sehr komfortabel arbeiten. Bei größeren Projekten ist es jedoch manchmal unvermeidlich, auch mal einige Zeit vor Ort zu arbeiten, insbesondere wenn es um Konzeptionierung und dergleichen geht. Das PHP Coaching, das ich anbiete, läuft virtuell per E-Mail ab. Hierbei hat der Kunde die Möglichkeit, mir bei PHP-Problemen Fragen zu stellen. Aufgrund meiner Erfahrung kann ich dann recht schnell eine entsprechende Lösung recherchieren und wiederum per E-Mail präsentieren.


KriT: Was denkst Du über den e-commerce in Deutschland, woran hapert es, was ist gut, was ist schlecht. Wo geht die Reise hin?

Björn: Da habe ich keine sehr guten Erfahrungen. Auf der InternetWorld habe ich erleben müssen, dass eine Partnerfirma eines Shopsystems (dessen Werbung man momentan im TV sieht) bzw. dessen Standangestellter es fertig brachte, mir mitten im Gespräch zu sagen, dass er keine Lust mehr hätte, mir etwas zu erklären, weil er ja schon den ganzen Tag auf der Messe stünde und den Leuten tausend Sachen erklärte. Man könnte meinen, je größer die Firma an der Börse, desto arroganter wird sie.


»WAP ist eine Totgeburt, und das aktuellste Wort aus den Marketingmaschinen, »M-Commerce«, wird auch nicht den Durchbruch bringen.«
 

Ansonsten wünsche ich mir, dass man auch CDs versandkostenfrei im Netz bestellen könnte, inkl. ausgiebigster Hörproben. Momentan kaufe ich mir meine CDs noch im guten alten Plattenladen, bei dem ich so lange in den CDs hören darf, wie ich will. Es passiert nicht selten, dass ich dann mit mehr als 5 CDs aus dem Laden komme ...

E-Commerce wird, denke ich, von vielen überbewertet. WAP ist eine Totgeburt, und das aktuellste Wort aus den Marketingmaschinen, »M-Commerce«, wird auch nicht den Durchbruch bringen. Wer will schon mit dem langsamen Handy stundenlang auf eine Verbindung warten? Viel besser wäre es, die bestehenden Online-Shops zu verbessern und zu optimieren. Für viele Shops scheint Kundenfreundlichkeit ein Fremdwort zu sein. Und die Konkurrenz ist ja bekanntlich nur ein paar Klicks weiter entfernt.


KriT: Willst Du auch an die Börse? Oder Marktführer werden? *g*

Björn: *grins* Nein. Man darf nicht den Fehler machen und abheben; höchstens in den Träumen, denn dazu sind Träume da. Ich möchte allerdings in mittelfristiger Zukunft neben der Softwareentwicklung und dem Coaching auch im Seminarbereich und als Consultant arbeiten.


KriT: Wer ist Björn Schotte im Alltag und ganz persönlich, in der prägnantesten Formulierung?

Björn: Ich bin ein impulsiver und sehr emotionaler Mensch. Und ansonsten auch eine typische Waage. Aber mehr erfährt man über mich, wenn man mich persönlich kennenlernt. (Das kann einem die Virtualität Gott sei Dank doch nicht ersetzen)


KriT: Zuguterletzt nehme bitte unsere Leser mit auf eine kleine Webreise, zu Orten, die Dir wichtig sind, Dir geholfen haben oder die einfach nur unterhaltsam sind.

Björn: Natürlich das PHP-Center. Dann die Site, auf der man mehr über meine Tätigkeiten erfährt. Dr. Web ist eine sehr hilfreiche Anlaufstelle. Die Geschichten rund um den imaginären Provider aus Userfriendly bringen mich zum Lachen. Der Heise Newsticker, um meinen Wissensdurst zu befriedigen. Wohin heute?, um jeden Tag einen Surftipp zu bekommen (schade, dass es das nicht als E-Mail »Surftipp des Tages« gibt). Natürlich dann noch das KriT-Journal :-), und Amazon zum Bücher-Shopping.

KriT: Vielen Dank für das Interview. :-)



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