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Die Tacheleten

Andreas Becker und Olaf Karsten betreiben gemeinsam ein Weblog names Tacheles und versprechen, Klartext zu schreiben. Dass das mitunter ganz lustig sein kann, zeigt das Interview.


 

KriT: Ihr betreibt das Weblog Tacheles. Wie ist es enstanden und welche Absichten treiben Euch an?

Andreas: Angefangen? Ich glaube mit den Worten: »Man könnte doch mal irgendwann so was täglich Aktualisiertes starten im WWW, wo wir sowieso ständig miteinander diskutieren, streiten und Links austauschen oder Olaf?« Antwort von Olli: »Jaaaa, irgendwann mal, wenn mehr Zeit ist.« Und eine Nacht später stand das Tacheles im WWW *grins*.

Olaf: Ich wollte so ein Ding haben, aber die Arbeit hat mich abgeschreckt. Wir hatten eigentlich lauter wichtige Sachen zu tun. Andreas hat dann ein Weblog gebastelt. Mit dem Satz von mir: »Ooh ick will da och mitmachen, dett Ding behältst du nicht alleene.« war das Schicksal von Tacheles besiegelt. Und Absichten?

Andreas: Absichten, hm... eigentlich habe ich keine wirklichen Absichten bzw. denke, es kommt darauf an, was passiert und entsteht, während du dir den Kopf über Absichten zerbrichst... Und das ist meistens ein Archivieren von interessanten Links, das Kommentieren von Alltäglichem und ein paar Schnappschüsse. Hin und wieder ergeben sich interessante Bekanntschaften und E-Mail Kontakte, aus denen sich Gemeinschaftsprojekte entwickeln. Aber alles eher unabsichtlich.

Olaf: Ach Quatsch, Andi will berühmt werden. Na und ich wollte in seinem Schatten mit berühmt werden. Einmal in der »ZEIT« stehen... *träumend grins*


;-)))))
Illustration von den Tacheleten
 

KriT: Wie bringt Ihr den Charakter Eures Logs auf den Punkt?

Andreas: Ein holzhackendes Weblog eben. Mal grob. Mal fein. Ne bunte Mischung aus dem (Netz)Leben irgendwie.

Olaf: Genau, so in etwa. Mal aus unserem Leben, meistens aus dem anderer Zeitgenossen und manchmal scheint da auch was Extraterrestrisches bei zu sein ;-)


KriT: Wie charakterisiert Ihr die Bloggerszene in Deutschland?

Andreas: Sie scheint mir wie ein riesig großes Dorf (in den Bergen mit Blick auf's Meer). Weit verstreut liegen überall ein paar Hütten, Häuser, Burgen, Schlösser... Es haben sich gute nachbarschaftliche Beziehungen gebildet. Jeder kann gern beim anderen vorbeischauen. Man diskutiert und streitet gelegentlich miteinander, gibt Hinweise und Meinungen ab, tauscht Musik oder Bücher aus, wirft einen Blick auf Fotos der anderen oder betrachtet einander schweigsam... Alles in allem eine zwanglose Gemeinschaft. Ein bunter Haufen eben. Richtig bunt :o)

Olaf: Na ja, aus dem Dorf wird langsam eine Metropole. Immer mehr Blogger ziehen in die Stadt und wie das so ist, scheinen sich auch langsam ein paar weniger schöne Stadtteile zu entwickeln. Und dabei stehen wir erst am Anfang. Wenn Frontpage dann eine Blog-Extension hat, ziehen wir wieder aufs Land. *g*


KriT: Man muss ja kein Kenner der Bloggerszene sein, um festzustellen, dass manchmal Bauchpinselei und manchmal auch etwas kindische Streitereien den Ton angeben. Habt Ihr ein Erklärung dafür? Wie geht Ihr mit sowas um?

Olaf: Wir halten uns da weitgehend raus. Blogger suchen wohl oft Aufmerksamkeit und lechzen nach Zugriffen, da ist auch Bauchpinselei und Streiterei ein adäquates Mittel. Aber man kennt ja seine Pappenheimer inzwischen und ignoriert das eben.

Andreas: Alles Menschen... So ein paar kleine, letztendlich unbedeutende Nicklichkeiten gehören mit in die Bloglandschaft. Antipathie gibt es überall. Da steht man drüber mit einem Lächeln im Gesicht.


KriT: Auffallend an Eurem Bloggerstil ist in der Tat das gelegentlich auftretende politische Statement gegen Regierungspolitik, Rechtsextremismus und gesellschaftliche Missstände. Woher kommt dieses Bewusstsein? Hat es auch mit Eurem Wohnort Frankfurt an der Oder zu tun?

Olaf: Mit dem Wohnort hat es schon zu tun. Aber nicht mit Frankfurt (Oder), sondern mit unserer Erde. Alle Menschen sind von Natur aus erstmal gleich. Die ganzen Repressalien, Hunger, Armut, Folter, Krieg und Gewalt verursachen wir Menschen selber, das reicht, um sich aufzuregen. Ausserdem ärgert es uns, wenn Politiker denken, wir als Wähler sind zu dumm für die Wahrheit und meinen, uns deshalb mit Unwahrheiten nur so zu überhäufen.
Was mich aber wirklich in Raserei versetzt, ist unser Verhalten gegenüber anderen Geschöpfen der Natur und der Erde insgesamt. Allein das Wort Umweltschutz verdeutlicht eine völlig falsche Perspektive. Die Umwelt müssen wir nicht schützen, sondern uns. Die Erde kann gut ohne uns leben und wird es auch tun. Wir haben uns längst zu Parasiten entwickelt und das Immunsystem der Erde ist erwacht. Langsam bekommt sie Fieber und irgendwann wird sie wieder gesunden. Dann ist das kurze Intermezzo der menschlichen Rasse beendet. Wenn wir nicht mit der Natur leben wollen, wird sie uns vernichten. So einfach war das immer und so wird es bleiben.

Andreas: Ich verweise nach oben und erinnere: Alles aus dem Leben halt. Da gehört Regierungspolitik, Rechtsextremismus genauso dazu wie ein schöner Photo-Link, ein Zitat oder auch ein paar Zeilen aus der Yellow-Press bzw. der eine oder andere Dialekt :o)
Vielleicht liegt es auch einfach daran, dass man in jungen Jahren noch die Energie/Illusion hat, sich an gesellschaftlichen Missständen aufzureiben/etwas entgegenzusetzen. Ändert sich vielleicht ab 40? ;o) (Anmerkung des Segerts: Warten wir es ab ;-)


KriT: Wie können wir uns Euch persönlich vorstellen und wohin soll die Reise des Lebens gehen?

Olaf: Ich würde mir solch Vorstellung lieber nicht machen *augenzwinker*. Aber nun gut. Andreas ist ein Marketingmensch, denkt kundenorientiert und in Zielgruppen. Steckt voller Ideen und Kreativität. In diesem Zustand kann man ihn nicht bremsen, dann sprudelt es nur so aus ihm heraus. Privat ist er eher ein romantischer Träumer, verliert/erfreut sich in/an Details, braucht Wasser in seiner Nähe, liebt die Natur und manchmal auch die Einsamkeit am Meer... Und ich?

Andreas: Na Olaf ist der geborene Controller und eigentlich ein Programmierer. Mit Zahlen geht er spielend um. Besonders reizen ihn die angeblich unlösbaren und ausweglosen Dinge. Er hat immer eine Lösung parat. Ansonsten ist Olaf der Profi, der Perfektionist im Team :o) Fast immer optimistisch und man hat Spass mit ihm ohne Ende. Ob beim Angeln oder im Biergarten... nichts bringt ihn aus der Ruhe. Ein guter Kumpel, mit dem man Pferde stehlen kann. Wie man sich uns beide nun im Doppelpack vorstellen muss, wie wir zwei überhaupt aneinander geraten sind? *schulterzuck*

Tacheletisches TreibenAndreasOlaf
Illustration von den Tacheleten
 

Olaf: Tja, wir haben uns einfach so gefunden. Ein Duo, das viel zusammen erlebt, geniesst und arbeitet. Wir lachen viel und streiten oft. Kurz: ein typisches Dreamteam. Darum wären wir gerne ein weiteres Stück Lebensweg zusammen gegangen. Aber bei einer Teambewerbung gucken die deutschen Arbeitgeber nur ungläubig und rümpfen die Nase. Also sucht jetzt jeder erstmal wieder für sich. Ich für meinen Teil stelle mir einen Arbeitsplatz frei von karrieregeilen Kollegen und autoritären Vorgesetzten vor. Irgendwas wo ich meinen Drang nach abwechslungsreichen und verantwortungsvollen Aufgaben ausleben kann.

Andreas: Meine Bewerbungen laufen. Natürlich sind zukünftige Arbeitgeber alle im Online-Bereich angesiedelt :o) Und wer weiß, wenn nichts geht, dann verselbständigen sich die Tacheleten. Einige Erfahrungen und Know How haben sich angesammelt, auf die man aufbauen kann.

KriT: Zuguterletzt, ihr wisst, die Frage nach den Lieblingssites. Wie heißen sie und warum sind sie Euch so lieb? ;-)

Olaf: Die Chronistin und die Pixeline mag ich dolle gerne. Beide lesen sich einfach angenehm, authentisch und so ohne zwanghaftes Geltungsbedürfnis. Mein Start in die Netzwelt war vor Jahren rare.de. Das vergisst man nicht und kommt freudig immer wieder. Im mehr informativen Bereich sind ChangeX, Freitag und brandeins immer wieder lesenswert. Sie alle bereiten etwas andere Informationen etwas anders auf.*g* Und die Naturfotos von Martin Partsch finde ich atemberaubend und ZeroZine kann man sich auch mal antun.

Andreas: Die ganze Bookmarksammlung spar ich mir... findet man teilweise im Archiv vom Tacheles. Um's kurz zu machen. Zur Zeit begeistern mich die erfrischenden Bilder von Christoph Sauter und auch photographica.org. Und warum? Einfach weil mir eine Digicam in die Hände gefallen ist (?!) und es unendlich viel Spass macht, schöne Stimmungen einzufangen/anzuschauen und Dingen durch ein Bild Bedeutung zu verleihen. :o)

KriT: Vielen Dank für die offenen Antworten. :-)

Tacheles



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